Ob Brillant-, Oval-, Tropfen-, Smaragd- oder Herzform, alle Schliffarten sind dem optischen Gesetz ausgeliefert und müssen nach bestimmten mathematischen Richtwerten geschliffen werden. Bei Allen ist das gleiche Ziel vorgesehen, optimale Brillanz und Totalreflexion des Lichtes. Modische Trends beeinflussen allerdings, welche Schliffarten in den Vordergrund treten.
Bei der Schliffgraduierung von Fantasieschliffen sind die Anforderungen nicht so streng wie bei einem Brillantschliff. Fantasieschliffe unterliegen nicht einer festen Anordnung von Facetten. Der Schleifer wird versuchen, die Form des Schliffes an die naturbedingte Form des Rohdiamanten anzupassen und dadurch Schleifverlust zu minimieren. Die Kontur sollte jedoch harmonisch sein, so sind etwa zu starke Wölbungen oder Ausbuchtungen an einem Tropfen oder Ovalschliff unschön und wirken im Auge des Betrachters unharmonisch. Ein Stein, der asymmetrische Wölbungen hat, erhält automatisch bei der Schliffbeurteilung eine (subjektive) Abwertung.
Der Marquiseschliff wird auch Navetteschliff genannt. Unter einer Navette versteht man eine Schiffchenform. Die Form des Schliffes ist länglich und endet an zwei Seiten mit einer Spitze, die Grundform erinnern an einen Schiffsrumpf. Der Marquiseschliff besteht aus 58 Facetten, 33 Facetten befinden sich am Oberteil und 25 am Unterteil, die Anzahl der Hauptfacetten kann variieren, die Wahl trifft allein der Diamantschleifer. Die Anzahl der Facetten verschafft dem Stein hohe Brillanz und Feuer. Die Bezeichnung Marquise etablierte sich im 18. Jahrhundert. Laut Überlieferungen geht die Benennung auf die Mätresse vom französischen König Ludwig XV, Marquise Jeanne de Pompadour (1721-1764), sie hatte eine große Vorliebe für die Zweispitzmode. So wurde dieser Schliff zu ihren Ehren als Marquiseschliff benannt. Bei Fantasieschliffen sind häufiger für den „Bow-Tie“- Effekt anfällig. Bei der Beurteilung der Fantasieschliffe steht die subjektive visuelle Wahrnehmung im Vordergrund. Aufgrund zum Beispiel eines tiefen Unterteils zeigen die Fantasieschliffe ebenso wie Brillanten brillanzarme Zonen, die im Tafelbereich gut erkennbar sind. Dieser „Fehler“, genannt „Bow-Tie“, kann der Diamantschleifer aber gut durch die Proportionierung ausgleichen, wie zum Beispiel durch die Anlage einer zusätzlichen Facette.